Holotrop heißt, auf Ganzheit ausgerichtet sein. Das Holotrope Atmen wurde in den 70er Jahren von Stanislav und Christina Grof entwickelt und verbindet alte spirituelle Techniken mit den Erkenntnissen moderner Psychologie und Bewusstseinsforschung.
Die Methode des Holotropen Atmens besteht aus einer Kombination von intensiver Atmung (Hyperventilation), einer speziell auf diese Arbeit abgestimmter Musik und prozessorientierter Körperarbeit.
Die Erfahrungen aus den Atemsitzungen werden später in der Gruppe besprochen, sodass das Erlebte tiefer verstanden und sinnvoll auf den Alltag bezogen werden kann.
Ich möchte nun kurz schildern, wie eine Atemsitzung in der Gruppe abläuft: Für die Atemsitzung wird der Raum abgedunkelt und Arbeitsinseln mit Matten und Decken vorbereitet. Die Gruppenmitglieder finden sich in Paaren zusammen, jeweils ein Erfahrender und ein Begleiter. Die Rollen werden dann in der nächsten Atemsitzung gewechselt.
Zu Beginn der Sitzung – die Erfahrenden liegen mit geschlossenen Augen auf dem Rücken – wird eine Entspannungsübung durchgeführt und der Prozess bewusst der Führung durch die innere Weisheit übergeben. Am Ende der Entspannung werden die Teilnehmer aufgefordert, einfach schneller und dynamischer zu atmen und alles zuzulassen, was sich an Körpergefühlen, Bildern, Tönen und Bewegungen einstellt.
Evokative Musik unterstützt und intensiviert den inneren Prozess, wobei die Musik nicht Inhalte suggeriert, sondern Widerstände überwindet und relevantes psychisches Material verstärkt. So baut sich allmählich ein dynamisches Atemfeld auf, aus dem heraus individuell ganz unterschiedliche Eindrücke verarbeitet werden. Der eine atmet laut, schreit oder führt starke Bewegungen aus, ein anderer geht tief nach innen und wirkt von außen wie „weit weg“. Es kann auch zu äußerst authentischen Regressionen kommen, die bis weit hinter die lebensgeschichtlichen Wurzeln zurückreichen.
Bei Bedarf wird während, meist gegen Ende der Atemsitzung der Prozess durch Körperarbeit durch die Therapeuten unterstützt. Die Körperarbeit kann den inneren Prozess durch Blockaden hindurchführen und so den Ausdruck von bisher nicht ausgedrückten oder verdrängten Impulsen ermöglichen. Auch Spannungen oder psychosomatische Schmerzen können so gelöst werden.
Am Ende der holotropen Atemsitzung bringt der Erfahrende seine Erfahrung mit Hilfe des „intuitiven Malens“ zu Papier, was einerseits die inneren Bilder widerspiegelt und auf einer symbolischen Ebene zu einer weiteren Integration des Erlebten beiträgt. Die Erfahrenden verlassen den Raum, wenn der Prozess für sie abgeschlossen ist. Für Stanislav Grof ist es wichtig, dass es keine festgelegte Zeit gibt, wann eine holotrope Atemsitzung fertig ist. Im Durchschnitt dauert eine Sitzung 2-4 Stunden.
Der Begleiter, der sog. Sitter, hat die Aufgabe, Zeuge der Erfahrung zu sein und darauf zu achten, dass der Erfahrende sich sicher fühlt, insbesondere bei intensiven emotionalen Regungen oder heftigen Bewegungen. Er gibt auch nährenden Beistand oder kraftvollen Widerstand, je nachdem, was der Erfahrende braucht. Es kann aber auch sein, dass er während der ganzen Atemsitzung ruhig und aufmerksam daneben sitzt. Sitter berichten häufig, dass im Raum halten und ganz Dasein ihr eigener Prozess sinnvoll ergänzt wird.